Saalburg, Erz10 vom 29.08. - 02.09.2011

"Was machen Sie hier in Saalburg?" fragte mich der ortsansässige Medizinmann, der schon am 2. Tag unserer Reise an mir eine formvollendete Mittelohrentzündung feststellen durfte.
"Ich bin Pädagoge auf Klassenfahrt." - "Ach, als Aufsicht?" - erwiderte er mitleidig, denn jeder weiß, dass so ein Gruppenurlaub immer an einer verantwortungsvollen Aufsicht hängt. [An dieser Stelle sind wir Frau Splitt-Roth und ihrer stabilen Gesundheit sehr verpflichtet].
"Nein, unter Aufsicht." Musste ich ihn berichtigen.

Seine Augenbrauen erwarteten etwas ratlos eine Erklärung. Es fing an Spaß zu machen. "Nein, ich veräppele Sie!.. Eigentlich bin ich mit meinem Mann in den Flitterwochen, die wir aufwendig als Berufsschulklassenfahrt getarnt haben." - "Und dafür sind Sie die Aufsicht?" - Verzwickt.. - "Nein, wir wollten uns nur nicht so viel Arbeit machen und haben es unserer Erzieherklasse überlassen, das Programm auszuarbeiten."

 

Die Erz10 erreichten am Montag per Automobil oder anerkennenswerterweise per Pedale die Jugendbegegnungsstätte Saalburg, einer Barackensiedlung am Seeufer, ein Relikt der DDR-Betriebsferienheime, welches das Vereinigte Deutschland überlebt hat. Wer die Radwanderstrecke kennt, hat sofort Verständnis dafür, dass
1. unsere Biker vom Dienst teilweise motorisiert per Autobus am Freitag wieder heimreisten, und
2. Bonuspunkte bei Frau Zimmer bekommen haben.
Ein dickes Danke geht auch an die Motorsportler unter uns, denn die Pferdchen unter den Motorhauben hatten einige Kubikmeter voller Taschen nach Saalburg zu schleppen.
Tobias und ich, wir ließen uns, standesgemäß als Stubenälteste frei Haus liefern. Im Gepäck: mein Töchterlein Helene (3).
Um nun den eigentlichen Zweck unserer Reise kundzugeben, verriet Tobi am Montag Abend in geselliger Runde, dass wir uns getraut hatten. Überraschung!
Der Dienstag begann spät, aber um so sportlicher. Unsymmetrisches Training ist ungesund: Tagesordnungspunkt: Rudern. Auf billig gemieteten Kanus zerwühlten wir alle mit den Paddeln das Wasser in ungeordneter Formation. Tobi und ich hatten uns ein Tretboot ausgesucht. Es versprach eine bessere Aussicht auf alle anderen und eine ausdefinierte Beinmuskulatur. Nachdem Helene, unsere Galeonsfigur, im kalten Bleilochwasser durch eine Motorbootwelle getauft worden war, endete für uns 3 die Bootspartie frühzeitig. Unsere Kanadier dagegen schipperten z.T. bis zum Nachmittag auf der Talsperre herum.
Das abendliche Lagerfeuer schrie nachmittags schon nach selbst gesammeltem Holz, und ich besuchte den örtlichen Medizinmann. Die Diagnose war kurz, der Plausch um so länger und das Rezept schnell gedruckt. Den Abend verbrachten die meisten gemütlich am Feuer, ich mit Antibiotika gemütlich im Bett.
Der Mittwoch. Unsere natürliche Neugier, Bewegungslust und Naturliebe sollte eine Wanderung in Richtung Gräfenwarth befriedigen. Helene mimte unauffällig ein Gepäckstück und wurde in einem Bollerwagen verstaut. Der Pilzerlebnispfad lehrte uns was wir nie geahnt hätten, und die Sperrmauer der Talsperre lehrte uns sperren. Wir sperrten uns also gegen eine weitere unnötige Ausdehnung unserer Wanderroute und kehrten auf demselben Weg zurück.
Am Nachmittag zeigte Tobis Bekanntmachung vom Montag ihre Wirkung: wie geplant hatte sich unsere Klasse es sich nicht nehmen lassen, uns eine Überraschungshochzeit zu organisieren. Auf die Erz10 ist da Verlass. Ein echtes, unvergessliches Highlight! Eine ausführliche Feier mit allen nötigen Requisiten, auswärtigen Gästen, Essen, klassischen Spielen und astreiner Dekoration! Und alles innerhalb von 1,5 Tagen durchdacht, geplant, organisiert, besorgt, gebastelt usw. und heimlich wie die Heinzelmännchen! Unsere Hochachtung an alle Beteiligten und nochmals Danke!
Am Donnerstag: Thema Wald. Einesteils Märchenwald, anderesteils Kletterwald. Klettern mussten alle, denn der Märchenwald lag auf bergigem Gelände. Unsere Kletterbrigade hangelte – natürlich elegant - wie Spinnen durchs Geäst. Und im Märchenwald gab es sozusagen die Grundausbildung fürs nächste Erzieherpraktikum. Egal in welchem Wald – überall gab es Feuerholz.
Der letzte Abend zeigte einmal mehr unsere verspielte Seite, die uns doch eigentlich bei Frau Lindner in ein positives Licht rücken dürfte. Wir dachten uns Wörter aus (mindestens 4 davon waren Synonyme für gebrauchte Unterwäsche), aus denen jeder eins ziehen musste, bildeten Gruppen und machten „Instant-Theater“ (Vorbereitungszeit: 15 Min). Herzlichst gelacht!
Eine gelungene Brautfahrt, mit bleibenden Erinnerungen für alle!

Grüße von Rosi (Erz10)

Bilder:
(1) Montag – Anreise: „reife Leistung unserer Radwanderer“
(2) Dienstag – Bootsfahrt „Jetzt fahr’n wir über’n See!“
(3) Mittwoch – Pilzlehrpfad „Pilzlehrpfad. Ohne Worte!“
(4) Mittwoch – Hochzeitsfeier „Verliebt, verlobt, verheiratet.“
(5) Donnerstag – Kletterwald „Action im Kletterwald“
(6) Donnerstag – Märchenwald „Frau Holle im Märchenwald“