Wir nehmen Abschied von unserer lieb gewonnenen Kollegin und Lehrerin Marianne Gernat.

Wir müssen einem Menschen Lebewohl sagen, der uns für viele Jahre und Jahrzehnte als Lehrerin, Kollegin und Freundin nahe stand.

Mit ihr geht ein großartiger Mensch von uns!

Ich möchte auf Ihr Leben und Wirken an unserer Schule und für unsere Schule eingehen.

Am 18. April 1946 wurde Marianne Gernat geboren.

Ihr beruflicher Weg begann 1962 mit der Ausbildung als Kinderkrankenschwester in der Kinderklinik Jena. Danach arbeitete sie mehrere Jahre auf der Station 8, bevor sie 1970 ihren Dienst in der „Lehrausbildung“ an unserer Schule, damals noch Medizinische Fachschule, begann.

Von 1971-1975 absolvierte sie in Potsdam das berufsbegleitende Studium zum Medizinpädagogen.

In ihrer fortlaufenden Tätigkeit als Fachrichtungsleiterin in der Kinderkrankenpflege hat sie mit unermüdlichem Eifer und dem Blick für das Ganze die Ausbildung auf ein stetig höheres Niveau gebracht. Sie hatte eine Gabe, mit ihrer Begeisterung positiv auf ihre Kollegen zu wirken und selbst Skeptiker konnte sie in ihren Bann ziehen. Durch ihre offene und ihre unmissverständliche Art, miteinander zu kommunizieren, entstand eine enge und fruchtbare Zusammenarbeit mit den Ausbildungsstationen und der Kliniksleitung, insbesondere mit der damaligen Oberin Elend. Sie setzte sich vehement für die Weiterbildung der Ausbildungsbeauftragten als ein wichtiges Bindeglied zwischen Theorie und Praxis ein.

All ihr Wissen wollte sie den angehenden Kinderkrankenschwestern weitergeben.

Ihr Engagement und ihre Ideen sprachen für sie, besonders erwähnenswert sei in diesem Zusammenhang die Stillbroschüre zu nennen.

In Zusammenarbeit mit den Schülern entstand ein Werk, welches zur damaligen Zeit nicht allzu gern gesehen wurde, zumal das Stillen angesichts der aufkommenden Fertignahrung nicht „in“ war. Trotz vieler Auseinandersetzungen, auch innerhalb der Klinik gelang es ihr, sich durchzusetzen und die Broschüre zu einem wichtigen unverzichtbaren Arbeitsmittel in der Ausbildung werden zu lassen.

In der Ausbildung der Kinderkrankenschwestern legte sie großen Wert auf die psychische Betreuung und Begleitung der kleinen Patienten und ihrer Angehörigen. Mit Musik und anderen Beschäftigungsarten gelang es ihr wieder in der Arbeit mit unseren Schülern den Kindern den Stationsaufenthalt etwas zu erleichtern. So kam es zu der noch heute gelebten Tradition, dass die Schüler die Weihnachtsfeier für die Kinder gestalten.

Im Bestreben, sich beruflich weiterzuqualifizieren, stellte sie sich von 1982- 1984 an der Humbold- Universität Berlin dem Studium als Diplompädagoge.

In dieser Zeit begleitete sie weiterhin mit Akribie die Ausbildung in der kleinen und großen Krankenpflege, wie man oft zu sagen pflegte.

Unermüdlich war ihr Interesse an philosophischen Fragen und so absolvierte sie von 1993-1996 eine Weiterbildung in der Fachrichtung „Philosophie“ an der Friedrich-Schiller Universität in Jena.

Neben der Philosophie nahm die Ethik einen zunehmenden Platz in ihrer beruflichen Tätigkeit ein.

Eine Unterrichtserlaubnis für dieses Fach konnte sie erfolgreich erlangen und war so auch als Multiplikator für Ethik weit über unsere Schule hinaus bekannt und tätig. Man schätzte ihre grundlegende und umfassende Fachkompetenz.

In der Zeit von 2004- 2008 war sie berufenes Mitglied in der Ethikkommission der Friedrich-Schiller-Universität.

Mit außerordentlichem Engagement verfasste sie als Vorsitzende den Lehrplan im Fach Ethik für die Pflegeberufe in Thüringen, ein anspruchsvolles und großes Werk unter ihrer Federführung.

Mit einem enormen Aufwand an Selbststudienleistungen, z.B. durch den Besuch von Vorlesungen an der Universität, kostenaufwändigen Trainingsseminaren und Lehrgängen, Literaturstudium, Konsultationen bei Experten, ist es ihr gelungen, ein fundiertes Fachwissen zu erwerben. Gern war sie bereit, junge Kollegen fachlich zu unterstützen. Sie betreute Lehramtsanwärter und begleitete einige Jahre als Lehrkraft die Weiterbildungskurse am Universitätsklinikum Jena.

Am 1. September 2005 beginn sie ihr 40-jähriges Dienstjubiläum.

Frau Gernat war mit vielen Unterrichtsfächern an der Schule betraut.

In den letzten Jahren waren ihr besonders ans Herz gewachsenen die Fachgebiete Ethik/ berufsethischen Grundfragen, Kommunikation/ Gesprächsführung und die Psychologie.

Sie lehrte diese Fächer insbesondere in den Fachrichtungen Gesundheits- Kranken- und Kinderkrankenpflege, Altenpflege und Heilerziehungspflege.

Als Klassenlehrerin begleitete sie über viele Jahre unsere Schüler und betreute zuletzt die Klasse der berufbegleitenden Altenpflege.

Den Schülern war sie ein vertrauter Partner und Berater.

Marianne Gernat war ein wahrhafter Meister auf ihren Lehrgebieten und es gelang ihr stets einen lebensnahen und lebendigen Unterricht den Schülern anzubieten.

Ihre Lebenserfahrung, Klugheit und Bewandtnis in den grundlegenden Fragen und Zusammenhängen des Lebens und der Gesellschaft waren für Schüler und Kollegen eine außerordentliche Hilfe.

Am 20.01.2009 verstarb sie.

Marianne Gernat- der liebe Mensch, den wir verloren haben wird in unseren Herzen weiterleben.

In den Stunden der Trauer gilt unsere aufrichtige Anteilnahme ihrer Familie und allen Angehörigen.

 

In stiller Trauer und herzlicher Verbundenheit

 

Andrea VeitKollegen und Schüler
Schulleiterinder SBBS für Gesundheit und Soziales Jena